Sie siegte: die Israelin Dana
Dana International sorgte in Israel schon für Regierungskrise
Religiöse Politiker sehen in transsexueller Künstlerin einen Schandfleck
Siegerin erbost fromme Rabbiner.
TEL AVIV. Als Yaron Cohen einundzwanzig war, beschloß er, eine Frau zu werden. 1993 ließ er sich in London operieren. Die Brüste wurden größer, die Stimme weiblicher. Und aus dem Nachtklubsternchen Cohen wurde die Sängerin Dana International.
"Das war so einfach wie Kleider kaufen", meinte die Diva später. Seit gestern in Europa als Grand-Prix-Siegerin gefeiert, wird Dana in Israel aus dem religiösen Lager heftig angegriffen. Orthodoxe Rabbiner schäumen: Es sei ein Skandal, ausgerechnet im 50. Gründungsjahr des jüdischen Staates eine Transsexuelle zum Song-Contest nach Birmingham zu schicken.
Abgeordnete der religiösen Schaspartei mit dem stellvertretenden Gesundheitsminister Schlomo Ben-Izri an der Spitze erwogen sogar, wegen Danas Nominierung die Regierung zu stürzen. Doch der Aufstand entpuppte sich als Sturm im Wasserglas: Den Strenggläubigen waren ihre Posten am Ende doch lieber, und das Kabinett hat derzeit Wichtigeres zu tun.
Verbal aber fuhren die Orthodoxen schweres Geschütz auf. Ben-Izri nannte die Künstlerin einen , Schandfleck". Israel sei ein Licht unter den Nationen dieser Welt, aber nun sei die Finsternis angebrochen , wetterte er. Eine Geschlechtsumwandlung, das sei "schlimmer als Sodomie".
Dana nimmt es gelassen: "Den Gott, an den ich glaube, kümmert es nicht, ob ich Brüste habe oder nicht. Ihn interessiert nur meine Seele." Für viele weltliche Israelis ist die 26 jährige inzwischen zu einem Symbol geworden. Sie sehen die Popularität der Diva als Beweis dafür, wie liberal und tolerant ihr Staat immer noch sein kann - trotz der Stimmengewinne der Religiösen.
Beliebt ist die Sängerin aber auch bei orientalischen Juden, auf die sich die Schaspartei eigentlich stützt. Denn Danas Vorfahren stammen aus dem Jemen. Und sie selbst kombiniert moderne westliche Rhythmen mit arabischer Folklore. Ihre erste Feuertaufe nach der Operation bestand sie in Beerscheba im Negev. Die Stadt gilt als Israels Macho-Hochburg.
Zehntausend Zuschauer waren begeistert. Vereinzelte Schmährufe gingen im Jubel unter. Das war das letzte Mal, daß sie als Transsexuelle beschimpft wurde, erinnert sich Danas Manager Ofer Nissim. Seitdem hat das Publikum sie akzeptiert. Sie verstellt sich nicht. Sie steht zu ihrer wahren Geschichte.
1999 kommt der Grand Prix dann zum dritten Mal in seiner Geschichte aus Asien.
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